Das Ungeheuer von Tützpatz
Folgendes soll sich im Oktober des Jahres 1861 auf dem Tützpatzer Gutshof zugetragen haben
An einem stürmischen Herbstabend, nach einem langen und schweren Arbeitstag (man stand in der Kartoffelernte) bekam der damalige Gutsbesitzer - oder wie andere sagen - sein Inspektor Streit mit einem Landarbeiter. Da der Mann auch nach längerem Wortwechsel und nach entsprechenden Drohungen noch auf sein Recht bestand, sperrte ihn der erzürnte Herr kurzerhand in den teilweise eingefallenen Keller, der sich unter dem alten Gebäude, in dem sich jetzt die Gaststätte befindet, befand und schloss die schwere Eichentür kurzerhand ab, entschlossen, sich keine Widersetzlichkeiten der Leute gefallen zu lassen. In der folgenden Nacht kamen die Bewohner des Hauses zum Herren und baten ihn, doch um alles in der Welt den armen Mann zu befreien. Nach dem Grund ihrer Führsprache gefragt, antworteten sie erregt, dass aus dem Keller das entsetzliche Schreien des Gefangenen und irgendwelche eigenartigen Laute wie Schnaufen, Fauchen und Kratzen zu hören sein. Der Herr brummte etwas von Hirngespinsten und Altweibergewäsch und schickte die Leute mit höhnischen Worten weg, zumal draußen der Regen auf die Dächer prasselte und der Sturm in den Baumkronen heulte, ihm jedoch das Kaminfeuer wohlig brannte. Als die Leute in das Haus zurückkehrten, waren die Schreie und die anderen Geräusche aus dem Keller verstummt und die Menschen begaben sich kopfschüttelnd zu ihrer wohlverdienten Nachtruhe. Am nächsten Morgen öffnete der Herr wohlgelaunt den Keller, annehmend, dass der unbotmäßige Tagelöhner nun klein beigeben würde. Ihm und denen die dabei waren, bot sich ein grauenhaftes Bild. Im Keller lagen nur noch Knochen und andere Reste des Menschen, der Raum zeigte die Spuren eines schrecklichen Kampfes. Das Tier, das den Unglücklichen getötet hatte, war nicht zu sehen. Keiner wagte es die angrenzende Räume des Kellers zu untersuchen, die seit Menschengedenken eingefallen und voller Schlupfwinkel und Gerümpel waren. Um dem grässlichen Vorfall auf den Grund zu gehen, warf man am Abend ein getötetes Kalb, das vergiftet war, in denselben Keller. Als man am darauf folgenden Tag in aller Frühe nachsah, lag dort ein nie gesehenes Ungeheuer mit vier Beinen, einem Flügelpaar, mit Schuppen bedeckter Haut, einem langen Schwanz und einem fürchterlichen Rachen, leblos auf dem Boden. Es soll noch einige Zeit in Neubrandenburg auf dem Herbstmarkt gezeigt worden sein. Es ist nicht bekannt, wie sich der Schuldige am Tode des Knechtest verhalten hat. Gewiss hat zur damaligen Zeit niemand mehr gewagt, sich den Anordnungen der Gutsherrschaft entgegenzustellen.