Bundestrojaner

Jetzt ist es amtlich. Die Mittel für die Entwicklung des Bundestrojaners sind da und wir dürfen uns alle freuen, dass nun bald immer all unsere Schritte und Klicks im Internet von behördlicher Seite überwacht und unsere Dateien im Bundesgoogle indiziert werden. Das die Vorhaben klar gegen das Grundgesetz verstoßen scheint dabei keine Rolle zu spielen. Und falls jemand dagegen vorgeht, wäre es auch durchaus denkbar, das Grundgesetz entsprechend anzupassen.

Aber betrachten wir mal die positiven Aspekte dieses Vorgehens, sehen wir unsere Vorteile. Neben der Behütung vor „schlechtem“ Umgang bieten sich doch mannigfaltige Möglichkeiten die tägliche Arbeit zu verbessern. Wie oft haben wir im Internet eine Seite gesehen und finden diese zwei Tage später nicht wieder? Ein Anruf bei der Polizei und schon wissen wir es wieder, die Favoriten werden damit überflüssig. Oder wer hat nicht schon mal versehentlich ein wichtiges Dokument gelöscht? Kein Problem, Kopien der Texte sind ja sicher auf diversen behördlichen Servern zu finden. Wann es Formulare zum Anfordern der Daten gibt, oder ob ein genereller FTP Zugang eingerichtet wird ist noch unklar. Wenn wir es jetzt noch schaffen das ganze mit der Schülerdatenbank zu koppeln, dann bieten sich weitere Möglichkeiten. Wir bekommen ein nie da gewesenes Bildungswesen. Bei Problemen in Mathe wird einfach vor der Anfrage an die Suchmaschine eine Aufgabe gestellt, die zuerst richtig gelöst werden muss. Oder wenn gefährdete Jugendliche versuchen Counterstrike zu starten, wird mal eben schnell im Hintergrund das Spiel gegen „Zaubern mit Zwergen“ ausgetauscht. Da schlägt doch so manches Politikerherz höher. Und überlegen wir mal, wie einfach wir auch in anderen Ländern an unsere Daten kommen. Keine Probleme mehr, wenn wir mal im Urlaub eine Adresse brauchen, die wir zu Hause in einer Datei vergessen haben oder wenn wir bei der Neuinstallation die Seriennummer nicht mehr finden.

Vielleicht sollte man aber auch mal über dieses Zitat von Gerhard Seyfried nachdenken und uns einige Jahre zurück erinnern.

“In jeder Nation, in der es nur irgendeine Art von Geheimpolizei gibt, lernen die Leute schnell, diejenigen zu verdächtigen, die sie verdächtigen. /../ Je allgegenwärtiger die ‘Kontrolle’ der Regierung ist, desto misstrauischer und vorsichtiger werden die Leute. Und je mehr Leute zeigen, dass ihnen das Vertrauen in die Regierung fehlt, desto mehr wird sich die Regierung genötigt sehen, sie zu bespitzeln, um ganz sicher zu gehen, dass sie sich nicht so weit entfernt haben, um eine Rebellion auszubrüten oder noch mehr hausgemachte Bomben von der Oklahoma-City-Art zu legen. Die Regierung wird also immer mehr schnüffeln und spionieren, und die Leute werden immer ‘vorsichtiger’ werden.”